Der Rotmilan

Wußten Sie, das der Rotmilan in Sachsen-Anhalt, insbesondere im nördlichen Harzvorland das größte Vorkommen seiner Art in der Welt hat?

Im Volksmund ist auch der Name "Gabelweihe" weit verbreitet.

Der Rotmilan - Milvus milvus

(Lieder steht uns für diesen Artikel kein freies Foto zu Verfügung)

 

Steckbrief

Größe. zwischen 60 und 73 cm

Flügelspannweite. 150 bis 171 cm

Gewicht. ca. 600 - 1200 Gramm

Kennzeichen: Gefliederkleid bräunlich, Kopf weißlich bis grau; langer rostroter, stark gegabelter Schwanz; lange relativ schmale Flügel; kontrastreiches Flugbild,

Lautäußerungen: wenig ruffreudig, bei der Balz häufiger zu hören, der Ruf ist ein ausgedehntes Trillern,

Nahrung: breites Nahrungsspektrum je nach örtlichen Angebot (Aas, Kleinsäuger, Vögel, Regenwürmer, Fische); Abfallanlagen stellen eine wichtige Nahrungsquelle dar,

Brutbiologie: Brutbeginn Anfang bis Mitte April, selten Ende März, 2 bis max. 4 Eier, eine jahresbrut, Nachgelege möglich, Brutdauer durchschnittlich 33 Tage,

Nest: auffalender Horst, oft über 20m hoch,

Lebensraum: abwechslungsreiche, gut strukturierte Landschaften, oft in hügeligen oder bergigem Gelände bis 800 m über NN; Horste meist in Baumreihen oder an Waldrändern, meidet das Innere geschlossener Wälder; Brutplatz und Nahrungsgebiet können weit auseinander liegen.

 

Bestand und Verbreitung

Der Rotmilan ist fast ausschließlich auf Europa beschränkt. Er kommt von Spanien und Frankreich über Deutschland und Polen bis in die osteuropäischen Länder vor, wo er jedoch lückenhaft verbreitet ist. Die nördlichsten Brutvorkommen finden sich in Schottland und Mittelschweden. Der Weltbestand wird auf 16.500 bis 22.500 Brutpaare geschätzt.

Die meisten Rotmilane brüten in:

Deutschland: 10.100 bis 12.300 Brutpaare
Frankreich: 3.000 bis 3.900 Brutpaare
Spanien: 2.000 bis 2.200 Brutpaare
Schweden: 1.800 Brutpaare
Schweiz: 1.200 bis 1.500 Brutpaare

Über 80 Prozent des Weltbestandes konzentrieren sich auf die Länder Deutschland, Frankreich und Spanien. Infolge dessen haben die Mittel- und Südeuropäer eine besondere Verantwortung für diese Greifvogelart.

Über 50 Prozent des Weltbestandes brütet in Deutschland, hiervon wiederum zwei Drittel in den neuen Bundesländern. Er gehört zu den nach Europarecht "streng geschützten" Arten, da er im Anhang I der EU-Vogelrichtlinie aufgeführt ist.

Der Rotmilan befindet sich zwar nicht auf der Roten Liste der gefährdeten Brutvögel Deutschlands, ist aber auf nationaler Ebene durch das Bundesnaturschutzgesetz "streng geschützt".

In der Roten Liste Sachsen-Anhalts - dem Bundesland mit dem höchsten Bestand - ist er als "gefährdet" eingestuft.

 

Vorkommen in Sachsen-Anhalt

Der ist in Sachsen-Anhalt neben Mäusebussard und Turmfalke der häufigste Greifvogel. Der aktuelle Landesbestand liegt bei 2.000 bis 2.500 Brutpaaren. Seit den 70er Jahren nahm der Rotmilanbestand stark zu, was besonders für das nördliche Harzvorland gut belegt ist. Auch siedelten immer mehr Rotmilane aus den Wäldern in die offene Landschaft um. Die meisten Rotmilane brüten in Auen- und Bördelandschaften. Seit den 90er Jahren werden zunehmend Bruten in größe Siedlungsbereichen im Raum um Magdeburg, Halberstadt und Halle beobachtet.

Seit 1991 nimmt der Bestand in Sachsen-Anhalt deutlich ab, allein in den 10 Jahren bis 2001 etwa um die Hälfte.

 

Überwinterung

Sachsen-Anhalt ist eines der wenigen Bundesländer, in denen Rotmilane überwintern. Die Schlafplätze befinden sich oft in der Nähe von Mülldeponien. Nach der Schließung zahlreicher Deponien setzte jedoch ein Rückgang der überwinternden Rotmilane ein; teilweise wurden ganze Schlafplätze aufgegeben.
Im Dezember 2001 wurden 873 Vögel an den Schlafplätzen gezählt! Langjährig besetzte Winterschlafplätze gibt es insbesondere im Nordharzvorland.

 

Rückgangursachen

  • strake Veränderungen in der Landwirtschaft seit 1990 durch Rückgang des Futterpflanzenanbaus, insbesonder von mehrjährigen Futterpflanzen, wie Luzerne, Klee; dadurch Mangel an Beutetieren, wie z.B. Feldhamster,
  • großflächiger Anbau von Kulturen wie Raps und getreide, die zur Brutzeit - die Zeit mit höchstem Beutebedarf - hoch geschlossen und somit schlecht einsehbar sind,
  • Verlust von Brutplätzen durch Zusammen bruch oder Fällung von Hortsbäumen
  • Ausräumung der Landschaft und Intensivierung der Landnutzung (z.B. Rückgang der Anbaukulturenvielfalt),
  • Verlust von Gelegen durch Prädatoren (z.B. Waschbär und Nilgans)
  • Vergiftung (Anwendung von Pestiziden, die sich als Giftstoffe in Beutetieren anreichern),
  • Kollision mit Windkraftanlagen (Schlagopfer), Freileitungen (Stromschlag) sowie im Straßenverkehr.

 

 

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