Unser Marktplatz

Artikel von Hans-Jürgen Zimmer (2012)

Die gute "Stube" einer Stadt ist immer der Marktplatz. Ganz besonders dann, wenn es sich um einen Denkmal geschützten Kernbereich, wie in der Stadt Wegeleben handelt. In der gesamten mittelalterlichen Struktur der Stadt Wegeleben ist der Marktplatz nicht nur das Zentrum, sondern auch der Mittelpunkt der Stadt.

Der heutige Marktplatz ist in seiner vor hunderten von Jahren ursprünglichen Form eines Dreiecks von 100x60x30 m nur noch an den Bordsteinen erkennbar.

Den Markt dominierend ist das Rathaus als zweigeschossiger Massivbau aus Kalkstein mit repräsentativer zweiläufiger Treppe und barockem Portal, neben dem in historischen Formen gestaltete Kriegerdenkmal für gefallene Wegeleber der Kriege 1870/71.

Bischof Ernst von Hoym hat am Montage nach St. Elisabeth Dage (19. November) im Jahre 1393 das "Dorp Kuhley" der vesten Stadt und bleke to Wejeleven tosammen jelejt, damit sie "to eynem Rathuse Dienst leisten". Das erste Rathaus stand also schon vor 1393 in Wegeleben auf dem Markt. Ob es an gleicher Stelle, oder wie das in den Chroniken erwähnte Rathaus von 1480 stand, oder ob es der Ratskeller (Markt 14) war, ist nicht mehr zu klären. genau so unklar ist, wann Wegeleben das Stadtrecht verliehen wurde. Seit dem jahre 1354 ist das Stadtsiegel überliefert.

Es ist nachgewiesen, dass seit 1142 Albrecht der Bär (1134 - 1157) sowohl als gepanzerter Markgraf mit Schwert und Fahne, als auch in einem zweiten Brekat mit seiner Gemahlin, in der Münzprägestätte im Rathaus in Wegeleben geprägt wurde. Da Münzprägungen und Marktrechte nur an Städten vergeben wurde, muss also bereits zu diesem Zeitpunkt Wegeleben Stadtrecht gehabt haben. Übrigens wurden die v.g. Münzen von der Westfählichen Auktionsgesellschaft für die 56. Auktion von 7. - 8. Februar 2011 im Katalog auf Seite 30 unter Nr. 169/170 jeweils mit 1.250 € im Mindestgebot angeboten. Vielleicht gibt es noch alte Wegeleber die diese Münzen ihr Eigentum nennen können!

Da das Recht zur Befestigung mit Mauern und Türmen auch nur an "bedeutende Städte" verliehen wurde, nach "Leuckfeld", Wegeleben bereits 1020 ummauert war, das "Quedlinburger Tor" bereits um 1000 errichtet wurde, ist es denkbar, dass bereits zu diesem Zeitpunkt Wegeleben Stadtrecht hatte. Wegeleben ist also eine sehr alte Siedlung, die mit Sicherheit mehr als 1000 Jahre Stadtrecht hat, selbst wenn bis heute eindeutige Beweise dafür fehlen.

Das heutige Rathaus mit dessen Wappentier, einem aufrecht gehenden Bären verziert, ist allerdings erst 1592 vom Bauherr Siegfried von Hoym erbaut, und mehrfach umgebaut. Letztmalig 1741. Es gibt also keinen einheitlichen Baustil dem das heutige Rathaus zugeordnet werden kann.

Auf dem Marktplatz wurden bereits vor hunderten von Jahren Waren des täglichen Bedarfs und des Handwerks angeboten. Wegeleben lag an der Kreuzung zweier wichtiger Heerstraßen von Nürnberg nach  Hamburg, die über Quedlinburg und Wegeleben führte, und von Braunschweig nach Leipzig, die ebenfalls über Wegeleben führte (nachzulesen im Städtebuch von E. Kaiser aus dem jahre 1910). Außerdem hatte Wegeleben von Süden nach Norden eine immer befahrbare Furt mit einem langen befestigten Weg durch das vor gelargtem Bruch.

Die teilweise mehr als 300 Jahre alten Fachwerkhäuser rund um den Marktplatz zeugen noch heute von dem Wohlstand der früheren Kaufleute, die sich "rund um den Marktplatz" angesiedelt hatten.

 

 

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